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Artikel / Berichte

Mehr über Manakurven
Magic Karten Beobachtungsliste 
Henning Kurella
01.03.2013
Heute wird es noch einmal um die Manakurve gehen …
Wir hatten in meinem ersten Artikel über Sealed schon ein wenig darüber geredet, aber ich hatte nicht wirklich aufgeklärt, was es mit dieser Manakurve eigentlich auf sich hat. Das wollen wir heute ändern. Dazu möchte ich zunächst ein paar allgemeine Dinge klären, die jeden Tag von vielen richtig guten Spielern und Decks bestätigt werden, und danach ein wenig zu Manakurven im Limited sagen.

Die Manakurve eines Decks ist eine Visualisierung der Manakostenverteilung der darin enthaltenen Karten. Ich stelle einfach mal ein paar Decks gegenüber und wir betrachten gemeinsam die Manakurven. Um es möglichst simpel zu halten, nehme ich recht gegensätzliche Decks. Für die Darstellung habe ich deckstats.net benutzt.


4 Rakdos Cackler
4 Stromkirk Noble
4 Ash Zealot
3 Lightning Mauler
4 Hellrider
1 Stonewright
4 Boros Reckoner
2 Frontline Medic


2 Boros Charm
4 Searing Spear
1 Flames of the Firebrand
4 Pillar of Flame

4 Clifftop Retreat
13 Mountain
4 Sacred Foundry
1 Slayers' Stronghold
1 Plains



Dieses Aggrodeck enthält nicht eine Karte für fünf Mana. Im betreffenden Artikel hatte ich mich schon ein wenig dazu ausgelassen, hier sieht man das Ergebnis noch einmal schön im Balkendiagramm. Bei ein und zwei Mana häufen sich die Karten, danach flacht's schnell ab und bei vier Mana endet die Kurve bereits. Mit diesem Deck wird man oft auch mehrere Karten in den ersten Zügen spielen können. Schön!

Rechts daneben sind die Manaverteilungen zu erkennen, die ein weiterer wichtiger Aspekt im Deckbau sind. Die Hauptfarbe ist offensichtlich Rot, während prozentual mehr Manaquellen der Nebenfarbe Weiß zur Verfügung stehen, als weißes Mana gebraucht wird. So sollte es sein, denn nur so kann man sich sicher sein, zu jeder Zeit auch tatsächlich genügend weißes Mana zur Verfügung zu haben.


3 Augur of Bolas
4 Thragtusk
4 Restoration Angel
3 Centaur Healer

4 Farseek
1 Detention Sphere
4 Azorius Charm
1 Syncopate
2 Dissipate
2 Think Twice
3 Supreme Verdict
4 Sphinx's Revelation


4 Hinterland Harbor
4 Hallowed Fountain
4 Breeding Pool
3 Glacial Fortress
3 Temple Garden
2 Sunpetal Grove
1 Sacred Foundry
1 Steam Vents
1 Stomping Ground
2 Kessig Wolf Run



Dieses Bant-Control-Deck enthält insgesamt mehr Länder, was in der Manakurve aber nur schwer zu erkennen ist. Die Kurve beginnt eigentlich erst bei Karten für zwei Mana, weil man möglichst konservativ mit seinen Lebenspunkten umgehen möchte – im aktuellen Format kommen ja viele Doppelländer getappt ins Spiel, außer man zahlt zwei Lebenspunkte. Danach geht die Manakurve sofort ganz weit runter und bleibt dort; die vier Exemplare von Sphinx's Revelation finden sich in obiger Grafik zwar als 3-Mana-Karten abgebildet, aber man spielt sie natürlich nie für drei Mana, sondern eher für sechs oder sogar sieben.

Obwohl Blau die Hauptfarbe ist, bedient man sich 29% grüner Manaquellen? Ihr habt es schon erraten, es geht darum, Farseek auch wirklich im zweiten Zug bezahlen zu können. Darum ist das grüne Mana so wichtig. Die fehlende Farbe holt man sich dann einfach ran. Das rote Mana ist übrigens einzig zur Aktivierung von Kessig Wolf Run da. Decks, die Sinn ergeben, sind toll!

Jetzt wird es ein wenig komplizierter:


4 Crypt Ghast
4 Griselbrand
4 Gloom Surgeon
4 Vampire Nighthawk

3 Liliana of the Veil


2 Dreadbore
1 Rakdos's Return
1 Staff of Nin
4 Victim of Night
4 Sign in Blood
4 Mutilate

4 Dragonskull Summit
4 Blood Crypt
17 Swamp



Dieses Deck sieht nun dagegen eher komisch aus. Es gibt schon wieder keine 1-Drops und dahinter wird's wild. Was ist hier los? Das Deck versucht, auf vielen Wegen den Gegner so lange hinzuhalten, bis Griselbrand das Spielfeld betritt. Der kostet aber immerhin acht Mana und das kann unter normalen Umständen dauern.

Das ist überhaupt eine interessante Frage: Wann kann man eine 8-Mana-Karte auf regulärem Wege ausspielen? Klar, theoretisch in Zug 8, doch dann geht man davon aus, dass man fast jeden Zug ein Land nachzieht. Startet man mit drei bis fünf Ländern auf der Hand und nimmt sonst einen Mulligan, hat man sehr häufig das Glück, im fünften Zug noch ein fünftes Land zu legen. Danach geht es aber steil bergab, sag ich euch. Hierzu hatte Dan Nelson einen sehr schönen Artikel geschrieben, leider auf Englisch, der sich mit der Thematik auseinandersetzt. Ich klaue hier mal seine Ansätze, um zu ermitteln, in welchem Zug im Schnitt die entsprechende Manamenge durch Länder verfügbar ist. Bei einem 40-Karten-Deck mit 17 Ländern sieht das zum Beispiel folgendermaßen aus:

verfügbares Mana

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11

… in Zug

1
2,02
3,1
4,37
5,87
7,62
9,57
11,69
13,91
16,2
18,52

Um zu den Beispielen zurückzukommen, die wir oben hatten: Thragtusk, also das fünfte Mana, kommt schon eher im sechsten als im fünften Zug. Griselbrand für acht Mana wäre sogar erst im zwölften Spielzug verfügbar! Unter anderem deshalb finden sich in diesem Deck Crypt Ghast und Sign in Blood. Überlebt der 2/2er von Zug 4 bis Zug 5, kann man nämlich dann sofort acht Mana zur Verfügung haben und die gezogenen Extrakarten sorgen dafür, dass man seine acht Länder viel häufiger wenigstens im achten Zug hat. Ähnliches gilt für Farseek. Man kann abschätzen, dass Thragtusk durch Farseek wahrscheinlich öfter im vierten als im fünften Zug gespielt werden kann. Die eigentlichen Wartefristen für teurere Karten abzukürzen, das ist einer der wichtigsten Tricks, den viele Constructeddecks anwenden und woraus sie ihre Stärke beziehen!


Im Limited sind Manakurven ein etwas anderes Thema als im Constructed. Ich habe ja nun schon genug über Aggrodecks geredet, dass jedem klar ist, welchem Druck langsamere Decks im Constructed ausgesetzt werden. Daher sind Manakurven mit hoher Konzentration von günstigen Karten eine sehr gängige Sache. Im Limited ist das gar nicht so selbstverständlich. Es liegt stark daran, was das jeweilige Set überhaupt zulässt. Rückkehr nach Ravnica und Gildensturm sind Editionen, die es erlauben, die Kreaturenkarten für ein Mana zu überspringen, weil die meisten Kreaturen für drei und vier so viel besser sind.

Vielleicht sind die Kreaturen für zwei Mana in Gildensturm aber auch wieder ein wenig besser, als es in Rückkehr nach Ravnica der Fall war, sodass das Format schneller ist? Ihr merkt: Hier geht es in Details, die unheimlich spannend sind, aber einfach den Rahmen sprengen. Worauf ich aber hinauswill, ist, dass die Manakurven im Limited eher glockenförmig aussehen als wie eine fallende Gerade im Constructed. Das führt dazu, dass man versucht ist, viele Karten für fünf oder mehr Mana zu spielen. Das ist aber ein Trugschluss, dem viele verfallen, denn nicht in jedem Format ist das so einfach möglich. Ich empfehle, maximal drei Karten für fünf Mana zu spielen, wenn euer Deck schnell gewinnen will. Denkt ihr, dass euer Deck sich Zeit lassen kann, weil es später eh über überlegene Kartenqualität gewinnen wird, dann ist es vielleicht okay, auch mal sechs Karten für fünf oder mehr Mana zu spielen. Das alles sollte man sich aber wirklich gut überlegen und im aktuellen Format rechtfertigen können.


Auch dazu hat Dan Nelson sich geäußert und zwei Manakurven vorgeschlagen, die mich dann doch überrascht hatten. Die folgenden Beispiele sind für Decks aus 40 Karten und 17 Ländern ohne Manabeschleunigung oder oder sonstige Manahelfer berechnet, mit jeweils drei Karten außerhalb der Kurve

null Karten für ein Mana
acht Karten für zwei Mana
sieben Karten für drei Mana
vier Karten für vier Mana
eine Karte für fünf Mana

Diese Manakurve ist für Decks, die richtig loslegen wollen. Dadurch, dass man so viele Karten für zwei und drei Mana hat, kann man bereits im vierten Zug eine Kreatur ausspielen und noch Mana für einen Trick offenhalten.

null Karten für ein Mana
fünf Karten für zwei Mana
sechs Karten für drei Mana
sechs Karten für vier Mana
drei Karten für fünf Mana

Die zweite Manakurve ist für Decks, die gern auch mal ein bisschen langsamer machen und durch Qualität gewinnen wollen. Diese Decks brauchen dennoch passende Karten für zwei und drei Mana, denn sie müssen natürlich den Druck der aggressiveren Decks aushalten!

So, das war es von mir zum Thema Manakurven. Ich hoffe, es war für jeden ein bisschen was dabei und diejenigen, die mehr wissen wollen, können sich in Nelsons englischen Artikeln weiter informieren. Vielleicht hilft aber auch das hier geschriebene dem einen oder anderen schon beim nächsten FNM-Draft oder auch dabei, ein gutes Deck für ein Constructedturnier zu bauen.

Mit welchem Thema es nächsten Freitag weitergeht, wage ich noch nicht zu prophezeien. Wie jedes Mal: Wenn ihr etwas Bestimmtes lesen wollt, dann gebt mir Feedback. Ansonsten gehe ich davon aus, dass ihr zufrieden seid.

Ein schönes FNM und ein tolles Wochenende!
Henning