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Heute möchte ich mit euch ein wenig über Kartenglück sprechen … Das Thema wird gewöhnlich von vielen lieber gemieden, weil die Behauptung, dass bei Magic das Kartenglück zwischen Sieg und Niederlage entscheidet, nicht gern gehört wird. Ich werde zunächst darüber reden, warum diese Behauptung sowohl wahr als auch falsch ist. Da ich mich selbst viele Jahre mit anderen Kartenspielen auseinandergesetzt habe, glaube ich, ein wenig über die Prinzipen der Analyse von Kartenspielen allgemein erzählen zu können. Am Ende des Artikels solltet ihr eure Siege und eure Niederlagen idealerweise aus einer etwas anderen Perspektive sehen können. Vielleicht werdet ihr auf dem nächsten FNM sogar ein wenig anders spielen und dadurch gewinnen. Oder vielleicht spielt ihr anders, verliert und wisst, dass ihr euer Bestes gegeben habt. In jedem Fall könnte euch dieser Artikel zu einem besseren Spieler machen, ohne dass ich hier eine einzige Deckliste poste. Glück ist in Magic ein entscheidender Faktor. Vereinfacht gesagt: Je nach Aufbau des eigenen Decks verliert man etwa zwei von zehn Spielen durch Manascrew oder -flood, das heißt, weil man zu wenige/unpassende oder zu viele Länder zieht. Entsprechend gewinnt man aber auch zwei von zehn Spielen, weil der Gegner screwed oder flooded ist. Am Ende ist in den anderen Spiele jedoch entscheidend, wer das bessere Magic spielt. Darum sind größere Turniere auch so aufgebaut, dass man etwas weniger als jede vierte Runde verlieren kann und trotzdem unter die Topspieler fällt. Klar hat man ab und zu mal einen schlechten Tag und verliert ganze sechs aus zehn Spielen wegen Manaproblemen. Doch das ist für andere Leute nicht anders. Oben sitzen immer Topspieler, es sind aber nicht immer die gleichen. Der richtige Schluss aus dieser Tatsache ist, dass man viel spielt. Selbstverständlich spielt Glück kurzfristig eine Rolle. Auf lange Sicht sind die guten Spieler aber immer wieder vorne dabei. Also ärgert euch nicht über den Zufall. Arbeitet lieber an dem, was ihr beeinflussen könnt! Die Analyse von Kartenspielen ist eigentlich recht trivial. Die notwendigste Mathematik ist mit einfachem Schulwissen zu bewältigen, aber dennoch spielen nur die wenigsten auf absolutem Topniveau. Das liegt zum einen natürlich an den reichlich komplexen Interaktionen, andererseits an den fehlenden Informationen über die gegnerischen Handkarten oder auch die eigenen, die man als Nächstes zieht. Wenn ich nicht weiß, was auf mich zukommt, wie kann ich dann wissen, was richtig und was falsch ist? Magic verhält sich da recht ähnlich zu anderen Kartenspielen und daher können wir uns in diesem Artikel ein paar Erkenntnisse ausleihen und sie auf Magic übertragen. Odds und Outs Ich höre auf unseren FNMs immer wieder das Wort „Out“ und manchmal ist die Rede von „Odds“. Geht euch das vielleicht ähnlich? Falls ihr nicht wisst, was damit eigentlich gemeint ist, hier zwei Definitionen, nicht speziell auf Magic zugeschnitten, aber durchaus für unsere Zwecke zu gebrauchen: Ein Out ist irgendeine bisher ungesehene Karte, die, wenn sie gezogen wird, die Hand des Spielers zur Siegerhand macht. Die Odds, dass ein Ereignis eintrifft, sind durch die Rate, dass das Ereignis eintrifft, im Gegensatz zu der Rate, dass das Ereignis nicht eintrifft, angegeben. Mal ein Beispiel. Werfe ich eine Münze, sind meine Odds auf Kopf eins zu eins. In einem Fall bekomme ich Kopf, in dem anderen Zahl. Bei einem sechsseitigen Würfel ist die Chance auf eine Drei ganz einfach: eins zu fünf. In einem Fall werfe ich die Drei und in fünf Fällen eben nicht. Entsprechend sind Outs also die Karten, die mir sehr wahrscheinlich zum Sieg verhelfen. Die Odds sind ferner die Wahrscheinlichkeit, dass ich ein Out ziehe. Einfaches Beispiel: Mein Gegner kann mir im nächsten Zug definitiv tödlichen Schaden verursachen. Wir sind beide ohne Handkarten bei drei Leben, ich enttappe und darf eine Karte ziehen. Ich habe noch 30 Karten in der Bibliothek und drei davon sind Searing Spear Nun berechnen wir die Odds, einen Searing Spear P(Spear, direkt) Ich habe also eine Wahrscheinlichkeit von 10 Cantrips Was ist ein Cantrip? Jede Karte die mir sagt, „Ziehe eine Karte“, ist als Cantrip zu bezeichnen. Der wichtige Punkt ist also, dass die Karte sich selbst ersetzt. Cantrips verändern nicht die Zahl der Outs, die man in einem Deck hat. Allerdings geben sie einem die Möglichkeit, ein weiteres Mal zu ziehen. Manche Cantrips kann man bei der Betrachtung der Odds und Wahrscheinlichkeiten einfach rausrechnen. Cremate P(Spear, Cantrip) Cantrips verkleinern also effektiv die Deckgröße, während der Effekt des Cantrips oft in Synergie zu meinem Deck stehen kann. Auch wenn es sich hier nur um einen Bruchteil eines Prozents handelt, können mehrere Cantrips in einem Deck häufiger einen großen Einfluss auf den Ausgang eines Spiels haben, als man glaubt. Die Bibliothek manipulieren Was ist aber, wenn ich Thought Scour Nun, dahinter steckt ein beliebter Trugschluss. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Searing Spear Im Hinblick darauf, Searing Spear Aber zurück zu Ponder Angenommen, man zieht direkt Ponder Ziehe ich ein Ponder Den Friedhof nutzen Angenommen, ich habe im obigen Beispiel nun zusätzlich zu den drei Speeren noch jeweils ein Exemplar von Thought Scour Grisly Salvage Der Friedhof ist nicht nur ein Ablagestapel für verbrauchte Sprüche und abgemurkste Kreaturen. Es gibt in vielen Formaten Karten, die den Friedhof füllen und einen gefüllten Friedhof gut verwerten können. Wenn ihr euch also Gedanken über Kartenvorteil machen wollt, dann denkt doch auch mal über euren Friedhof nach! Zum Abschluss möchte ich unbedingt noch einen Teil hinzufügen: Menschen tendieren dazu, sich negative Ereignisse besser zu merken und zu Herzen zu nehmen. Das scheint ein Mechanismus zu sein, der uns anhält, aus solchen Situationen zu lernen. Für Kartenspieler äußert sich das aber so, dass man denkt, der vom Pech verfolgte zu sein und viel zu selten das Glück auf seiner Seite zu haben. Das ist aber einfach nicht wahr! Klar hat man mal Glück oder Pech, aber wenn es auf längere Sicht nicht gut läuft, dann macht man wahrscheinlich doch zu viele Fehler. Wenn es nicht vorangeht, fragt doch eure Mitspieler! Häufig sehen andere die eigenen Fehler viel klarer als man selbst. Aber wenn man regelmäßig zum FNM geht und sein Bestes gibt, wird man am Ende des Jahres die meisten Planeswalker-Punkte haben, der erste in der Jahreswertung des Ladens sein und obendrein auch ein lokal angesehener Magier werden. Frohe Ostern und bis zum nächsten Freitag. Ich freue mich schon, euch mein neues Lieblingsdeck vorzustellen. Henning |